Ich habe ein Rezept mit atemberaubenden Zutaten gefunden. Und ich bin sicher, du kennst kaum eines davon.
Wasser, Helianthus Annuus Seed Oil, Sorbitol, Polyglyceril, Isopropylpalmitat, Octyldodecanol, Glycerin, Panthenol, Hexyldecanol, Hexyldecyl Laurate, Butyrospermum Parkii Butter, Caprylyl Glycol, Carbomer, Zitronensäure, Dimethicone, Polydimethylsiloxan, Dipropylene Glycol, Disodium Cocoyl Glutamate, Glycerol Caprylate, Glycin Soja Oil, Heliotropin, Propylene Glycole, Sodium Hydroxide/Natriumhydroxid, Tocopherol.
Klingt nach Kopfschmerzen oder?
Wahrscheinlich hast du nicht mal jeden Begriff gelesen, was absolut vertretbar ist.
Das sind Inhaltsstoffe, die ich auf der Rückseite einer Babycreme gelesen habe.
Danach bin ich erstmal in die Tiefen des Internets abgetaucht. Bei den Erläuterungen der einzelnen Stoffe, bin ich immer wieder auf Worte wie emolliens, komedogen oder okklusiv gestoßen.
Als ich dann mit der Lateinstunde fertig war, wusste ich, dass die Worte weichmachend, porenverstopfend und versiegelnd bedeuten.
Die deutsche Übersetzung klang somit auch nicht wirklich attraktiver für mich – vor allem nicht mit Blick auf mein Kind.
Hast Du schon mal von „Create Your Customer“ gehört?
Damit bildet man sein eigenes Ökosystem – durch die eigene Produktpalette. Das kann beispielsweise ein Gummibärchenhersteller sein, der gleichzeitig auch noch Zahnpasta unter anderem Namen verkauft. Oder ein Unternehmen für Haarpflegeprodukte, das unter anderer Marke ein Mittel gegen Haarausfall verkauft.
Man könnte auch sagen, es ist das Prinzip des Kirmesboxers, der hauptberuflich Zahnarzt ist.
Man kreiert ein Problem und verkauft die Lösung dafür. Genial.
Von 1983 bis 2019 waren die Bübchen-Werke im Besitz von Nestlé, ehe die Katjes-Gruppe (ja, DIE Katjes-Gruppe) sie übernahm. Die Katjes-Gruppe ist gleichzeitig im Besitz von Theramed – einem Unternehmen für Zahn- oder Mundhygiene.
Hautcreme, Gummibärchen, Zahnpasta – ein starkes Team für alle Heranwachsenden.
Die Aufnahmen in der Hautpflegewerbung weisen auffällige, wiederholende Muster auf:
Bis auf den Geschmackssinn wird hier also mit jedem unserer Sinne gespielt. Natürlich können wir die TV-Werbung nicht riechen, aber wenn wir Aloe Vera oder Blumen sehen, verknüpft unser Gehirn den Geruch, der zu dem Bild passt. Bei Streichelbewegungen in Werbungen wie dieser, befinden wir uns auch nur in der Vorstellung der Berührung, aber auf Sinnesebene geschieht eben trotzdem etwas. Uns wird immer nur ein Gefühl verkauft.
Schon interessant, was für Dinge wir uns deshalb auf die Haut schmieren.
Spendet 24h Feuchtigkeit – perfekte Programmierung der Gewohnheit für täglichen Konsum.
Ohne Farbstoffe – Gott sei Dank. Keine Farbstoffe. Das klingt ja nach Natur pur. Auch ein typischer Marketingtrick. Man nennt Dinge, die weniger oder gar nicht im Produkt enthalten sind.
Sanft zum Baby – sanft zur Umwelt – darf natürlich nicht fehlen, der Verkaufsschlager schlechthin – der Schutz der Umwelt. Durch Hautcreme... in Plastikverpackungen mit den obigen Inhaltsstoffen... come on.
Von Hebammen und Ärzten empfohlen! – Puh, na wenn "Hebammen und Ärzte" das sagen, dann kann das ja nur gut sein.
Und um diese wichtigen Funktionen auszuüben, brauchen wir Weichmacher, Verstopfer und Versiegeler?
Was klingt nach besserem Schutz – dickhäutig oder dünnhäutig zu sein?
Welches Lebewesen profitiert von einer eingeschränkten Sinneswahrnehmung?
Wer möchte, dass sein Thermostat nicht richtig funktioniert?
Was machst Du mit deinem Abfall, wenn die Tür zur Mülltone verschlossen ist?
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